Jahresrückblick des Präsidenten
Die Rudersaison ist beendet. Mit dem Präsidenten des Ruderverbandes Sachsen-Anhalt, Steffen Planer, kam Hennes Nagel ins Gespräch.Schauen Sie mit einem lachenden oder einem weinenden Auge auf die vorolympische Saison zurück?
Steffen Planer: Diese Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten, denn es gab sowohl Licht als auch Schatten. Es ist schade, dass von unseren zwei WM-Startern im Elitebereich niemand mit einer Medaille aus Linz zurückgekehrt ist und mit Olympiasiegerin Julia Lier kurz vor dem Saisonhöhepunkt eine Kandidatin für den Platz auf dem Podium verletzungsbedingt passen musste. Noch bitterer aus meiner Sicht ist jedoch das gesamte deutsche Abschneiden bei der Weltmeisterschaft. Wir konnten uns nur in sechs von 14 olympischen Bootsklassen direkt für Tokio qualifizieren. Der Magdeburger Max Appel gehört mit seinen Jungs aus dem Doppelvierer zu den wenigen, die es geschafft haben.
Worüber haben Sie sich denn gefreut?
Steffen Planer: Auf die erreichten Ergebnisse im Nachwuchsbereich können wir schon stolz sein. Wir haben bei der Junioren-WM mit den Magdeburgern Paul Berghoff im Doppelvierer und Nick Welzenbach, der mit dem Hallenser Erik Kohlbach im siegreichen Deutschland-Achter saß, drei Goldmedaillengewinner stellen können. Paul Krüger hat Silber im Doppelzweier gewonnen wie auch Emma Appel und Tabea Kuhnert bei der U23-Weltmeisterschaft in Sarasota.
Wo sehen Sie Sachsen-Anhalt hinsichtlich der Nachwuchsarbeit im Vergleich mit den anderen Bundesländern?
Steffen Planer: Ziemlich weit vorn, denn nicht umsonst haben wir bei der Deutschen Nachwuchsmeisterschaft in den Altersklassen U17, U19 und U23 acht Titel gewonnen. Der SC Magdeburg wurde erstmals seit der Wende als bester Verein in den Jahrgängen U17 und U19 ausgezeichnet. Das zeugt von der guten Arbeit, die sowohl in der Landeshauptstadt als auch in Halle sowie an der Basis geleistet wird. Ohne das Engagement der Trainer in Weißenfels, Bitterfeld, Bernburg oder Schönebeck, um nur einige Beispiele zu nennen, wären diese Erfolge nicht möglich.
Die Olympischen Spiele in Tokio werfen ihre Schatten voraus. Wie viele Ruderer aus Sachsen-Anhalt sitzen mit im Flieger nach Japan?
Steffen Planer: Wenn es gut läuft, sollten es 2-4 Starter/innen sein, wobei ich Max Appel hier die größten Chancen einräume. Für Julia Lier und Maximilian Planer gilt es zunächst, sich in den internen Tests Anfang des neuen Jahres eine gute Ausgangsposition zu erkämpfen. Julia hat dabei den Einer im Fokus, wenn sie diesen intern gewinnt, wäre dies gleichbedeutend ist mit einer Teilnahme an der Qualifikationsregatta in Luzern. Maximilian wird alles daran setzen, sich einen Platz im Achter zu erkämpfen, gelingt das nicht, heißt es auch für ihn – Nachqualifikation in Luzern. Das wird dann für beide Aktiven richtig schwer – aber, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Vielleicht gelingt aber auch einer unserer Nachwuchshoffnungen noch der Sprung in ein olympisches Boot. Gerade was die Physis betrifft, steht z.B. Tabea Kuhnert der Konkurrenz, welche in diesem Jahr die Rollsitze der Nationalmannschaft besetzte, in nichts nach.
Können die Erfolge im Nachwuchsbereich aus dieser Saison 2020 wiederholt werden?
Steffen Planer: Wir haben derzeit eine sehr starke Trainingsgruppe U23 in Magdeburg, aus welcher es einige Athleten zur U23 WM schaffen werden. Bei den A-Junioren/ Juniorinnen wird es schwer, an das Vorjahresergebnis anzuknüpfen, als 5 Aktive sich für die U19 Nationalmannschaft qualifizieren konnten – an unserem Ziel, 2-3 Aktive zu entsenden, halten wir jedoch nach wie vor fest. Im Bereich der B-Junioren/ Juniorinnen muss die gute Arbeit unserer Landesleistungszentren der letzten Jahre fortgeführt und verbessert werden, hier gibt es noch Luft nach oben. Boote, welche eine Chance haben, auf dem Treppchen zu stehen, werden wir aber mit Sicherheit auch hier wieder an den Start bringen. Unsere Ruderjugend wird auch 2020 mit dem Ziel beim Bundeswettbewerb in Salzgitter antreten, einen der ersten drei Plätze in der Länderwertung zu erringen.