08.07.2025 , 19:49 Uhr- Ruderjugend - Florian Stein

Sachsen-Anhalt triumphiert mit historischem Ergebnis

Es war ein Wochenende, das sich in die Geschichtsbücher des Rudersports einbrennen wird – voller Herausforderungen, Teamgeist und sportlicher Glanzleistungen. Mit einer beeindruckenden Dominanz sicherte sich die Ruderjugend Sachsen-Anhalt beim 56. Bundeswettbewerb der Jungen und Mädchen nicht nur zahlreiche Medaillen – sondern auch alle drei Tagessiege und damit den Gesamtsieg in der Länderwertung. Der Weg dahin war alles andere als gewöhnlich – und genau das machte dieses Wochenende so besonders.

Donnerstag – Zwischen Olympiastimmung und Regenschauern
Die ersten Sonnenstrahlen waren noch nicht über den Horizont geklettert, da waren schon die ersten Hänger auf dem Weg zur Olympiastrecke von 1972. Der Donnerstag markierte den Auftakt des Bundeswettbewerbs in München – und für viele Kinder und Jugendliche aus Sachsen-Anhalt den Beginn eines großen Abenteuers. Die Anreise zur traditionsreichen Anlage in Oberschleißheim verlief in Wellen: nach und nach trafen die Vereine mit ihren Mannschaften, Booten und Gepäck ein. Kaum angekommen, ging es an das Entladen, Anbauen und Vorbereiten – denn trotz langer Fahrtzeit war die Motivation spürbar.
Auf dem Wasser machten sich die jungen Ruderinnen und Ruderer mit der Strecke vertraut. Für viele war es die erste große Regatta auf Bundesebene – und das Gefühl, auf einer Olympiastrecke zu trainieren, ließ selbst die erfahrensten Sportler kurz staunen. Doch während auf dem Wasser fleißig trainiert wurde, musste sich Landesjugendleiter Toni Predel mit einer ganz anderen Herausforderung auseinandersetzen: Die ursprünglich zugesagte Unterkunft – eine Sporthalle – war aufgrund eines Wasserschadens unbenutzbar - und das nur wenige Stunden vor Ankunft aller Teams. Die Situation war angespannt – aber der Teamgeist siegte. Kurzentschlossen griff man auf eine bereits im Hintergrund vorbereitete Notlösung zurück: Ein Zeltlager direkt an der Regattastrecke. Binnen kürzester Zeit wurde die Grünfläche am Kanal zur provisorischen Unterkunft umfunktioniert. Pavillons wurden aufgestellt, Isomatten ausgerollt, Schlafplätze organisiert. Und das Ganze unter typisch wechselhaftem Münchner Wetter: kurze, aber intensive Regenschauer wechselten sich mit sonnigen Abschnitten ab.
Trotz der widrigen Umstände herrschte eine Stimmung, die man nur aus dem Rudersport kennt: Anpacken, gegenseitig helfen, weitermachen. Die Teamer koordinierten den Aufbau, Eltern und Trainer unterstützten, wo sie konnten. Als am Abend schließlich alle gemeinsam unter den Pavillons saßen – durchnässt, aber gut gelaunt – war klar: Dieses Wochenende würde etwas Besonderes. Da die offizielle Eröffnungsfeier wetterbedingt ausfiel, begrüßte Toni Predel die Ruderjugend Sachsen-Anhalt in einer internen Ansprache – mit den klaren Worten, dass sich die Teilnehmenden mit ihrem Einsatz und Training für diese Regatta qualifiziert hätten und es ihr verdienst sei, hier zu sein. Dabei appellierte er an das gesamte Team Bestleistungen abzurufen und unser Bundesland souverän zu vertreten.

Freitag – Langstrecke, Leistung und ein erster Paukenschlag
Der neue Tag begann früh. Noch vor sechs Uhr bereiteten die ersten Teamer im Zeltlager das Frühstück vor. Tee, Brötchen, Aufschnitt – alles musste schnell gehen, denn die Langstrecke stand an. Punkt 8:30 Uhr fiel der erste Startschuss für die 3.000-Meter-Strecke.
Im 30-Sekunden-Takt wurden die Boote auf die Strecke geschickt. Eine Besonderheit: Zur Streckenhälfte musste gewendet werden – ein technisches Manöver, das von den Kampfrichtern mit Argusaugen beobachtet wurde. Kollisionen oder Behinderungen wurden mit Strafsekunden geahndet. Trotz dieser Schwierigkeit präsentierten sich die Boote der Ruderjugend Sachsen-Anhalt stark, fokussiert und bestens vorbereitet. Während auf dem Wasser jede Sekunde zählte, begleiteten viele Trainer ihre Mannschaften auf dem Fahrrad entlang des Kanals – eine einmalige Möglichkeit, auf Tuchfühlung mitzuerleben, wie die Crews sich durchbeißen, Taktiken umsetzen und in den Endspurt gehen.
Das Wetter zeigte sich weiter wechselhaft. Immer wieder zogen Schauer über die Strecke, einmal musste der gesamte Regattabetrieb sogar wegen eines Gewitters unterbrochen werden. Doch weder das Team noch die Sportler ließen sich davon beeindrucken. Im Gegenteil: Als es weiterging, waren sie bereit – und wie!
Am Ende des Tages war die Bilanz schlichtweg überragend: 15 Abteilungssiege, 7 zweite Plätze, insgesamt 22 Podestplatzierungen für Sachsen-Anhalt – und der Tagessieg in der Länderwertung. Die Naturtribüne bebte, als die Teams unter Schlachtrufen einliefen und ihre Fahnen präsentierten. Spätestens jetzt war klar: Diese Mannschaft ist gekommen, um etwas zu erreichen.
Am Abend wurde am Lager gegrillt. Die Teamer hatten ein liebevoll angerichtetes Buffet vorbereitet, es wurde gelacht, gegessen, analysiert und gefeiert – nicht laut, aber voller Stolz. Und zum Abschluss des Tages richtete Toni Predel erneut das Wort an sein Team: Er lobte nicht nur die sportliche Leistung, sondern auch das Miteinander – und erinnerte daran, dass mit dem Zusatzwettbewerb und den Finals noch zwei wichtige Tage bevorstanden.

Samstag – Vielseitigkeit, Zusammenhalt und der zweite Streich Der Samstag brachte eine neue Herausforderung: den Allgemeinen Sportwettbewerb (ASW). Bereits um 6 Uhr stand das Frühstück auf den Tischen, um 7:30 Uhr war Treffpunkt an der Naturtribüne. Von dort aus verteilten sich die Riegen auf die Stationen hinter der Regattastrecke.
Ob beim Dreierhopp, Medizinballstoßen, Kreuzsprung oder Zielwerfen – Sachsen-Anhalt war überall präsent, konzentriert und mit echter Teamenergie. Auch beim Wissenstest zum Thema Rudern zeigten sich die Mannschaften top vorbereitet. Trotz hoher Temperaturen blieben die Gruppen motiviert. Man half sich gegenseitig, klatschte sich ab, jubelte mit – ein Bild von Zusammenhalt, wie man es sich als Verband nur wünschen kann.
Am Nachmittag dann ein Highlight der besonderen Art: das traditionelle Betreuerrennen. Für viele Sportler war es die Gelegenheit, ihre Teamer einmal selbst auf dem Wasser zu erleben – mit ebenso viel Spaß wie sportlichem Ehrgeiz.
Am Abend wurde es erneut laut auf der Naturtribüne. Die Siegerehrung des ASW verlief wie am Vortag: unter Schlachtrufen, mit breiten Grinsen und vielen Medaillen für Sachsen-Anhalt. Und dann die Durchsage, auf die alle gewartet hatten: Auch der Tagessieg des Sportwettkampfes ging an unser Team. Die Stimmung im Lager? Ausgelassen. Der Gesamtsieg rückte in greifbare Nähe.

Sonntag – Finaltag, Bundessiege und Geschichte
Auch am Finaltag begann der Tag für die Ruderjugend Sachsen-Anhalt wie gewohnt früh. Noch vor Sonnenaufgang waren Teamer und Trainer auf den Beinen, bereiteten das Frühstück vor und kümmerten sich um letzte organisatorische Abläufe. Während die Zeltreihen allmählich lichteten und erste Taschen gepackt wurden, rückte die Bundesregatta in den Fokus – der abschließende Höhepunkt des Wochenendes.
Die Finalläufe waren nach den Ergebnissen der Langstrecke gesetzt worden. Wer dort schnell war, hatte sich ein A-Finale gesichert – und viele Boote aus Sachsen-Anhalt hatten genau das erreicht. Doch die Bedingungen am Sonntag waren anspruchsvoll: Bereits am Morgen lagen die Temperaturen deutlich über der 30-Grad-Marke. Um der Hitze zu begegnen, gab das Kampfgericht mehrere Anpassungen bekannt: Die Rennabstände in den Vierer-Feldern wurden verkürzt, Boote durften erst zwanzig Minuten vor dem Start aufs Wasser, ein Ausrudern war nicht erlaubt. Stattdessen sollten sich die Sportlerinnen und Sportler an Land abkühlen und im Schatten erholen – die Gesundheit hatte oberste Priorität. Trotz dieser Einschränkungen zeigten die Mannschaften der Ruderjugend Sachsen-Anhalt erneut starke Leistungen. In zahlreichen Abteilungen wurden Podestplätze erreicht – viele davon souverän und in klarer Führung. Insgesamt acht Boote konnten ihre Rennen im A-Finale gewinnen und sich damit den Titel „Bundessieger 2025“ sichern:

  • Jungen 2x 12/13: Ole Schindler und Anton Piller (Goitzsche Ruderclub Bitterfeld)
  • Mädchen 2x 12/13: Suraja Isik und Alea Roscher (Hallesche Rudervereinigung Böllberg/Nelson)
  • Jungen 4x+ 12/13: Rudger Hans-Jürgen Loth, Max Seifert, Oskar Speer, Luca Rath, Steuerfrau Emil Scholz (Hallesche Rudervereinigung Böllberg/Nelson)
  • Mädchen 4x+ 12/13: Mathilda Mohr, Milena Stolze, Helena Schmengler, Paula Rehse, Steuerfrau Lucy Schrader (Sportclub Magdeburg)
  • Jungen 2x 13/14 LG: Phil Tüngler und Oskar Grobler (Wassersportfreunde Burg)
  • Mädchen 2x 13/14 LG: Hanne Gebhardt und Michelle Bobbe (Zschornewitzer Ruderclub)
  • Jungen 4x+ 13/14: Luis Leander Werber, Robin Müller, Oskar Koch, Noah Wiezoreck, Steuermann Noah Elias (Hallesche Rudervereinigung Böllberg/Nelson)
  • Mädchen 4x+ 13/14: Esther Überreiter, Liza Kund, Salma Suad Abdeljawad, Zoe Reiher, Steuerfrau Ferdinand Emil Schubert (Hallesche Rudervereinigung Böllberg/Nelson)

Doch damit nicht genug: Auch in den nachfolgenden Abteilungen – also den B- und C-Finals – konnten zahlreiche sachsen-anhaltische Boote starke Platzierungen und weitere Siege einfahren. Die Bilanz dieses Finaltages unterstrich einmal mehr die beeindruckende Breite und Leistungsdichte im Team.
Während die letzten Rennen noch liefen, begannen die Teamer bereits mit dem Abbau des Zeltlagers. Pavillons wurden eingeräumt, Gepäck sortiert, Matten zusammengerollt – alles lief routiniert, aber mit spürbarer Erschöpfung nach den intensiven Tagen.
Die Verkündung der Gesamtergebnisse ließ auf sich warten. Aufgrund eines Einspruchs verzögerte sich die offizielle Bekanntgabe um etwa eine Stunde. Dann, gegen 14:30 Uhr, wurde es offiziell:

Sachsen-Anhalt gewinnt den Bundeswettbewerb 2025.

Mit einem Vorsprung von rund 1.800 Punkten in der Gesamtwertung war es nicht nur ein Sieg, sondern ein historisches Ergebnis. Der Gewinn aller drei Tageswertungen – Langstrecke, Zusatzwettbewerb, Bundesregatta – war in dieser Form bislang selten erreicht worden.

Die Freude war riesig. Während auf der Naturtribüne und den Stegen noch letzte Fotos gemacht wurden und die Trainer sich über das Abschneiden ihrer Mannschaften austauschten, wurde im Hintergrund bereits an die Heimfahrt gedacht. Die Busse warteten und nach vier intensiven Tagen war klar: Dieses Wochenende würde allen in Erinnerung bleiben.

Ausklang – und ein Versprechen für 2026
Am Ende bleibt ein großes Dankeschön an die Kinder und Jugendlichen, die mit Ehrgeiz und Fairness gekämpft haben, an die Trainer, die sie auf diesen Weg vorbereitet haben, an die Teamer, die Tag und Nacht im Einsatz waren und an alle Eltern, die im Hintergrund alles möglich gemacht haben. Der Bundeswettbewerb 2025 war mehr als ein Wettkampf. Er war ein Zeichen für Teamgeist, Zusammenhalt und sportliche Klasse.
Im kommenden Jahr geht es nach Münster. Mit breiter Brust – und dem Ziel, den Titel zu verteidigen.