21.04.2020 , 10:02 Uhr- Ruderverband - Hennes Nagel

Regatten abgeblasen - Talente hängen in der Luft

Absolute Ruhe herrscht in den Bootshäusern in Sachsen-Anhalt zwischen Havelberg im Norden und Weißenfels im Süden. Sowohl der Trainings- als auch der Wettkampfbetrieb sind eingestellt. Die Corona-Pandemie stellt nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Sport vor große und neue Herausforderungen. „Die Lage ist für alle Beteiligten, Trainer, Athleten und die Eltern der Nachwuchssportler außerordentlich schwierig. Der Deutsche Ruderverband hat alle Wettkampfmaßnahmen für dieses Jahr bereits abgesagt. Diese Entscheidung macht es uns nicht einfach, gerade die jungen Sportler bei der Stange zu halten“, erklärte Sachsen-Anhalts Landestrainer Paul Zander.

Denn die Jugendlichen stellen sich auch die Frage, weshalb sie sich quälen sollen. Nicht nur die Wettkämpfe fehlen, sondern auch das alltägliche Kräftemessen innerhalb des Vereins, das gegenseitige Vorwärtstreiben und Anstacheln in jeder Einheit auf dem Wasser. Sogar die Sportschüler aus Magdeburg und Halle müssen nach den Plänen ihrer Trainer versuchen, sich so gut wie möglich individuell fit zu halten. Die Sportschulen sind wie alle anderen Bildungseinrichtungen in Deutschland noch komplett gesperrt.

„Unsere A- und B-Junioren haben ein Ruderergometer nach Hause mitbekommen“, erzählte Paul Zander, der jedoch auch weiß, dass das Trockentraining die Kilometer auf dem Wasser und vor allem die Wettkampfpraxis nicht ersetzen kann. „Die Landestrainer aller Landesverbände versuchen, den DRV zu sensiblisieren, damit die komplette Wettkampfabsage für dieses Jahr noch einmal überdacht wird.“

Seit dem 14. April dürfen zumindest die Perspektivkader aus Sachsen-Anhalt ihre Boote wieder zu Wasser lassen und im Einer ihr Leistungsvermögen überprüfen. Tabea Kuhnert, Emma Appel, Paul Berghoff, Paul Krüger und Philipp Syring können unter der Aufsicht von Trainer Roland Oesemann praxisnah ihr Pensum abspulen, allerdings nicht ihren eigenen Booten, denn die liegen noch in Sabaudia. „Wir waren dort im Winter zweimal im Trainingslager und wollten im März wieder nach Italien fahren. Doch daraus wurde nichts“, erzählte der Magdeburger Coach, der die Sportgeräte erst wieder nach Deutschland holen wird, wenn sich die Lage im südeuropäischen Land entspannt hat.

Doch während die Olympischen Spiele um ein Jahr verschoben worden sind, büßen die U23- und Juniorenruderer die große Chance ein, bei Titelkämpfen Edelmetall zu holen. Die internationalen Regatten im Nachwuchsbereich sind ebenfalls gestrichen worden. „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken“, meinte Ronald Oesemann, der wie alle anderen Trainer in dieser schwierigen Zeit in erster Linie als Motivationskünstler gefragt ist, um seine Schützlinge trotz fehlender Kräftemessen bei Laune zu halten.